Titel-Beleg Heft 145 - Arge Preussen

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Titel-Beleg Heft 145

Archiv - Titelbelege
Das Titelfoto zeigt einen Paketbegleitbrief von Suhl (Provinz  Sachsen, OPD Erfurt, Kreis Schleusingen) nach Stralsund (Provinz  Pommern). Stralsund war Sitz der gleichnamigen OPD.
Der Brief ist mit je einem Einzelstück der 1 Sgr.-Marke  (Mi.Nr. 17a), der 2 Sgr.-Marke (Mi.Nr. 18a) der 4. Ausgabe und je einem  Einzelstück der 10 Sgr.-Marke (Mi.Nr. 20) und der 30 Sgr.-Marke (Mi.Nr.  21) der 5. Ausgabe freigemacht.
Neben der 2 Sgr-Marke befindet sich der Paketzettel mit der Nummer 161.
Die Marken wurden mit dem DK-Stempel „SUHL 11 12  67  11-12  V“ als Aufgabestempel entwertet. Die Sendung ist somit genau datierbar.
Das Gewicht des Paketes ist in der oberen linken Ecke mit 29  Pfund 25 Loth angegeben. Daneben findet sich der Hinweis „Anbei ein  Rehbock gez. M. L. Z.“
Auf der Rückseite befindet sich der Ausgabestempel „AUSG. 24.12. No 1.“
Solch eine  „bombastische“ Frankatur war in Preußen in  besonderen Fällen (Pakete, Wertsendungen) möglich. Mit 45 Sgr. ist dies  hier der Fall! Dass dazu die hohen Werte von 10 und 30 Sgr. verwandt  wurden ist durchaus nachvollziehbar, aber als Buntfrankatur bis zum  31.12.1867 äußerst selten anzutreffen.
Zur Erleichterung der innerdienstlichen Verrechnung der bar  erhobenen Frankobeträge für Fahrpostsendungen wurden gegen Ende des  Jahres 1866 die Freimarken zu 10 und 30 Sgr. ausgegeben und  versuchsweise im weihnachtlichen Postverkehr bei den  Eisenbahnpostanstalten verwandt (Generalverfügung 123 vom 24. November  1866, Amtsblatt 45 des Königl. Post-Departements).
Nach den positiven Erfahrungen wurde das Verfahren zum 1.  Juli 1867 auf alle Postanstalten ausgedehnt (Generalverfügung 71 vom 6.  Juni 1867, Amtsblatt 27 des Königl. Post-Departements).
Die Tatsache, dass nach einem halben Jahr die Preußische Post  zum 31.12.1867 in den NDP überging, erklärt die Seltenheit solcher  Belege während der Preußenzeit.
Empfängerin des Paketes war Fräulein Marie Luise Ziemssen,  Stralsund, Marienkirche. Sie war die Tochter (geb. 14.7.1837, gest.  11.12.1917) von Christoph Ziemssen, einem deutschen evangelischen  Theologen. Der wurde 1818 Pastor an St. Marien in Stralsund und 1842  Stadtsuperintendent.
1867 hatte Suhl ca. 8800, Stralsund ca. 25.000 Einwohner.
Zur Portoberechnung:
        
Ab dem 1.7.1852 betrug die innerpreußische Taxe für Pakete 1,5 Spf. je Pfund und je fünf Meilen.
Dabei war auf volle Pfund und volle 5 Meilen aufzurunden.
Die direkte Entfernung zwischen Suhl und Stralsund betrug ca. 442 km, d.h. knapp 59 Meilen.
Somit betrug die Gebühr:
30 (Pfund)  x 1,5 Spf.  x 12 (Progressionsstufe) = 540 Spf. = 45 Sgr.
Dies entspricht auch der in roter Farbe notierten Vortaxe. Somit ist der Brief bzw. das Paket korrekt freigemacht.
        
Ein wahrhaft teures Weihnachtsgeschenk!
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