Titel-Beleg Heft 172 - Arge Preussen

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Titel-Beleg Heft 172

Archiv - Titelbelege
 
Das Titelfoto zeigt einen Brief, der am 27.7.(1867) in Wiesbaden zwecks Beförderung nach Stockholm/Schweden der Post übergeben worden ist. Gerichtet ist der Brief an eine Demoiselle Emmeli Ljungberg. Laut dem glücklicherweise noch vorhandenen Briefinhalt handelt es sich dabei um die Schwester des Briefschreibers. Der Bruder berichtet seiner Schwester von persönlichen Ereignissen und beendet diesen Brief mit der noch heute durchaus üblichen Floskel bei Privatbriefen, dass er dieselbe bittet, alle seine Bekannten entsprechend zu grüßen. Der konkrete Laufweg des Briefes ist nicht nachvollziehbar, weil keinerlei Übergangsstempel vorhanden sind. Aufgrund der gewählten Portostufe und der vorhandenen Austaxierung ist jedoch sicher, dass dieser Brief über Stralsund bzw. Stettin befördert worden ist. Die Rückseite des Beleges weist nur den Ausgabestempel von Stockholm vom 31.7.(1867), 1. Tour, auf. Das ist eine bemerkenswert schnelle Beförderung in Anbetracht dessen, dass dieser Brief zumindest teilweise mit dem Schiff befördert worden ist.

Zur Portoberechnung:

Mit der Generalverfügung Nr. 91/1865 vom 27. September 1865 wurde in Berlin beschlossen, dass für die Beförderung eines einfachen Briefes bis zu einem Loth Gewicht aus den süddeutschen Ländern mit Kreuzerwährung bis zur Ostseeküste 7 Kreuzer zu berechnen waren. Des Weiteren wurde festgelegt, dass für die Beförderung eines solchen Briefes 1 Sgr. für den Transport über die Ostsee und 1 ½ Sgr. für den Landtransport in Schweden vom Absender des Briefes an Gebühren zu erheben waren. Diese 2 ½ Silbergroschen „Weiterfranco“ wurden umgerechnet zu 9 Kreuzer, (2,5 Sgr. x 3,5 „exakter Umrechnungskurs von Silbergroschen zu Kreuzern“, dann gerundet). Somit ergibt sich eine Gesamtgebühr in Höhe von 16 Kreuzern. Exakt dieser Wert wurde mit Hilfe einer 9-, einer 6- und einer 1-Kreuzer-Freimarke beglichen. Der Briefumschlag erhielt dementsprechend einen FRANCO-Stempel, der besagt, dass die Beförderungsgebühr bis zum Empfänger bezahlt worden ist. Außerdem weist der Brief auf der Vorderseite noch eine handschriftliche Austaxierung „f21/2“ in blauer Farbe auf. Diese besagt, dass das „Weiterfranco“, also die anfallenden Gebühren für den Seetransport und die Landbeförderung in Schweden 2 ½ Silbergroschen beträgt.
Briefe aus den süddeutschen Ländern, die mit der Gulden-Währung rechneten, nach Schweden sind schon relativ selten. Briefe nach Schweden, welche mit preußischen Freimarken der Guldenwährung frankiert worden sind, nur möglich in der Zeit vom 1.7. bis 31.12.1867, gelten als absolute Seltenheit; jedenfalls sind bis zum heutigen Zeitpunkt keine weiteren Belege bekannt geworden.

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